Der Anfang

Holpernd ruckelte unser Auto über die, für Italienische Landstrassen typischen Unebenheiten, hinweg Richtung Traumferien Ort für Pferdebegeisterte Menschen, insbesondere für Pferdebegeisterte Kinder. Ich sass meist in der Mitte, eingequetscht zwischen meinen beiden Schwestern und all den vielen Gepäckstücken die nicht mehr in den, schon überfüllten, Kofferraum passten und fühlte mich nach einer acht stündigen Fahrt langsam ziemlich ankunftsbedürftig. Kaum bogen wir auf die staubig, trockene Nebenstrasse ein, fuhren über den nicht gesicherten Bahnübergang, wusste ich, jetzt bin ich da, endlich, nach einem ganzen Jahr darauf plagend. In meinem zweiten Daheim. Le Canne. Für alle die dieses Gefühl auch erleben möchten, Le Canne gibt es immer noch, in der wunderschönen Toscana zwischen der Cecina und dem Meer. Zu dieser Zeit, vor mehr als zwanzig Jahren, hatte ich noch keine Vorstellung davon wie ich jetzt am 01.01.2023 über Pferde und den Umgang mit ihnen denken werde. Ich wollte reiten, schnell und ohne Sattel, am liebten ohne mich festzuhalten und Stundenlang. Der Traum schlecht hin, ein Mädchen mit genau so wehenden Haaren wie die Mähne des Pferdes auf dessen Rücken sie sitzt, ausbalanciert und sicher, geschmeidig und wundervoll. Die Realität sah dann jedoch etwas anders aus. Nicht nur einmal stürzte ich gefährlich vom Pferd und nicht nur einmal sah ich andere stürzen. Irgendwie war mir das egal, ja sogar der Schmerz, weil das Freiheitsgefühl, dass das Reiten mit sich bringt, dann doch alles andere übertönte. Diese Freiheit, diese Leichtigkeit die ich in den zwei Wochen im Sommer, in jedem Sommer, empfand machten den ganzen Ballast durch die Schule, Streit mit Freunden und den anderen ganzen Scheiss den ich eben zum Glück für diese zwei Wochen in der Schweiz lassen konnte, erträglich. Diese Freiheit und diese Leichtigkeit hatte ich in meinem Leben sonst nicht. Ich liebte die Pferde dafür, mir diese Freiheit schenken zu können und fühlte mich grossartig. Der Gedanke, dass das Pferd in dem Moment in dem ich Freiheit verspüre jedoch jegliche, ihm noch verbleibende Freiheit verlor, kam erst Jahre oder gar Jahrzehnte später. Und über genau das meine Lieben, werde ich hier schreiben. Über die Kehrseite des Reitens und darüber was wir tun können, denn das können wir, um die Kehrseite etwas schöner, angenehmer und ausgeglichener zu gestallten. Ich freue mich sehr darüber dich in die Welt der Geschichten und der Magie der Pferde mitnehmen zu dürfen, die haben nämlich noch einiges mehr auf dem Kasten als Menschen herum zu tragen. Sei gespannt...

Grüsse voller Liebe und einen wundervollen Start in das Jahr 2023 wünscht euch Selina

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